
Der 190SL zählt zu den ewigen Top Ten der beliebtesten deutschen Klassiker. Dieses Fahrzeug hat eine ordentliche Preissteigerung in den letzten 20 Jahren erfahren. Es scheint immer schwieriger zu werden einen soliden Wagen zu finden. Oft und gern diskutiert: Ist ein Schnäppchen am Ende auch immer noch ein Schnäppchen? Besser bekannt unter: Wie bekommt man am meisten Auto für wenig Geld? Geht denn das überhaupt (noch)?
Eine klare Antwort gibt es dafür nicht, sind die Fahrzeuge in zu viel verschiedenen Zuständen. Man kann sich aber annähern, wenn man sich die richtigen Fragen stellt.
Eigentlich sollte die Frage lauten: Wie wird man zu einem glücklichen 190 SL Besitzer?
Zwei Zutaten scheinen für das Glück essentiell: Ein passendes Fahrzeug und eine Werkstatt die etwas von Ihrem Handwerk versteht.
Der Chefredakteur der Motor Klassik, Hans-Jörg Götzl hat einmal im Vorwort geschrieben, dass die Leser sich eine Werkstatt in ihrer Nähe suchen sollen, die sich auf den Wagen spezialisiert hat, den sie kaufen wollen. Denn ohne Werkstatt hat man auf längere Sicht keine große Freude mit seinem Traumwagen. Der ein oder andere ist ein guter Schrauber, aber gerade sicherheitsrelevante Reparaturen, sollte ein Kfz-Meisterbetrieb durchführen, zur eigenen Sicherheit.
Somit stellen sich weitere zwei Fragen:
Woran erkenne ich das für mich passende Fahrzeug?
Woran erkenne ich eine gute Werkstatt?
Hier verhält es sich sehr individuell, was wir auch täglich in unseren Werkstatthallen erleben. Man muss sich selbst fragen welches Nutzungsverhalten man an den Tag legen möchte. Ist man ein absoluter Originalitätsjunkie, der das Auto aber lieber betrachtet als fährt? Oder steht der Fahrspaß im Vordergrund und man plant jetzt schon im Geiste welche Touren man mit dem schönen Cabrio machen möchte. Hier kommen die Bereiche Optik, Originalität und Technik zu tragen.
Der Kauf eines Oldtimers als Restaurierungs-Objekt sollte gut überlegt sein, da man hier mit den hohen Ersatzteilpreisen schnell über das eigentliche Preisbudget hinausschießen kann. Zuvor sollte eine möglichst genaue, detaillierte Kostenaufstellung gemacht werden.
Dabei wäre im Falle eines Mercedes 190 SL zuerst folgendes zu beachten:
Im Folgenden wollen wir ein paar Punkte genauer herausarbeiten:

Hier sollte sich der richtige Typ von Motor im Wagen befinden. Alles Andere wird kostspielig. Den 190SL gab es in 3 Varianten: 121 921 Wasserdeckel, 121 921 geschlossenes Zylinderkurbelgehäuse oder 121 928. Der Verdichtungswert 8,8 entspricht der ersten Baureihe des Zylinderkurbelgehäuses 121 921 mit Wasserdeckel, während 8,7 die spätere Baureihe 121 928 ohne Wasserdeckel kennzeichnet. Abzulesen sind diese Werte außen am Wasseraustritt des Zylinderkopfes als gegossene Zahl bzw. links am Kurbelgehäuse. Man bedenke: Aufgrund des Alters, kann aber muss nicht mehr der Motor der Erstauslieferung vorhanden sein. Hier lohnt es sich genau hinzusehen, denn wurde schon der ein oder andere 190er mit einem Ponton-Motor verkauft. Im August 1961 löste die Motorenbaureihe M 121 928 die Baureihe M 121 921 ab. Bei den links gelenkten Fahrzeugen wurden die neuen Motoren ab Fahrgestell-Endnummer: 22122 verbaut, bei den rechts gelenkten Fahrzeugen ab 22285.
unten zu begutachten. Der Mitteltrakt hält oft unschöne Überraschungen in Form von zugespachtelten Einstiegblechansätzen zu Vorder- und Hinterkotflügel bereit. Hier sollte eigentlich zu beiden Richtungen ein Spalt vorhanden sein, der durch einen nicht lackierten Plastikkeder ausgefüllt wird. Der gesamte Rahmenboden bietet reichlich Angriffsfläche für Rost. Die Aufnahmen der Schubstreben und Stoßdämpfer an der Hinterachse gehören ebenso zu den gefährdeten Bereichen wie die gesamte Vorderachse. Die üblichen Verdächtigen: Wagenheberaufnahmen, Lampentöpfe, Lufteinlässe und sämtliche Blechanschlüsse. Am Zustand der im Fußraum unter den Teppichen erkennbaren Holzverkleidung lässt sich auch schon einiges erkennen. Türen, Motorhaube und Kofferraumdeckel sind aus Aluminium gefertigt und somit rostresistent. Auch oder gerade wenn der Unterboden optisch gut aussieht (und nicht zum Rest des Fahrzeugs passt, da genau der Unterboden so frisch wirkt), befindet sich hier gerne Flickschusterwerk darunter. Er sollte spiegelseitig gearbeitet sein, ist dies nicht der Fall wurden unsachgemäße Bleche eingeschweißt. Bzgl. Rost sollte zusätzlich im Motorinnenraum geschaut werden unter der Batterie im Batteriekasten und in der Mulde des Bremskraftverstärkers. Zwischen dem Schottblech am Türholm und den davor befindlichen Einbaublech wird der Wasserablauf von der Motorhaube eingeleitet. Hier nistet sich der Rost allzugern ein. Schauen Sie sich die Karosserie lieber etwas länger an, Sie werden es nicht bereuen.
Auch wenn der 190 SL auf den ersten Blick ohne große Änderungen gebaut wurde, gibt es gewisse Details, die auf ein jeweiliges Baujahr schließen. So gab es in den frühen Jahren die Sonnenblenden aus Celluloid, danach wurden diese beledert. Die Kennzeichenleuchten haben sich von links und rechts neben dem Kennzeichen, in den Hörnern integriert verändert. Die ganz frühen SL kamen noch ohne Kiemenleisten aus der Produktion. Auch die Sitzanlage veränderte sich von Kübelsitzen der frühen SL dann zu den normalen Sitzen mit klappbarer Rückenlehne. Hier nur einige Veränderungen aufgezählt, die angeblich letzte Karosserieänderung am 190SL: ab 31.08.1960 wurde der Kofferdeckelgriff geändert. Man sollte sich hiermit vor dem Kauf ein wenig beschäftigen, sodass man möglichst ein Fahrzeug kauft, das in sich konsistent ist. Nehmen Sie sich einen Experten bzw. Gutachter mit. Das macht sich bezahlt. Wir schauen mit vielen Kunden Fahrzeuge an bzw. kommen sie mit potentiellen Fahrzeugen vor dem Kauf zu uns um diese von uns begutachten zu lassen.
Und hier kommen wir zur zweiten Frage:
Woran erkenne ich eine gute Werkstatt für meinen 190SL?

Sie können sich mehr als glücklich schätzen, wenn Sie eine Werkstatt bei sich um die Ecke gefunden haben, die sich mit der W121-Technik auskennt. Viele Besitzer müssen einige Kilometer in Kauf nehmen um für Ihr Schätzchen die nötige Unterstützung zu erhalten. Wünschenswert wäre eine Werkstatt, die oft und regelmäßig diese Wagen in Betreuung hat. Wer etwas regelmäßig und oft tut, der kennt die Eigenheiten der Technik und alle Schwachstellen des 190 SL. Idealerweise sieht man beim Erst-Termin auch einige 190SL vor Ort oder kann sich Referenz-Projekte zeigen lassen. Das Gefühl und die Sympathie sollte stimmen, ist die Werkstatt doch als Partner und Weggefährte zu sehen. Einfache Dinge wie beispielsweise das richtige Motoröl beim Ölwechsel einzufüllen, 20W50 auf Mineralölbasis, sollten klar sein. Eine gute Werkstatt nimmt sich dem Fahrzeug an und schaut es sich beim Erst-Termin genauer an um auch mit Ihnen den aktuellen Ist-Zustand zu besprechen bzw. ggf. Empfehlungen zu geben, was für den Erhalt sinnvoll ist. Es wird auf den Bremsenprüfstand gefahren, die Bremswerte gecheckt. Das Fahrzeug wird aufgehoben auf der Hebebühne und man begutachtet die Unterseite genauer. Solche Dinge sollten als Standard angesehen werden, den sie helfen beiden Parteien um ein Gefühl für den SL zu bekommen.
Die Schwachstellen auf einen Blick:

1 Zustand der Bodenrahmenanlage Längs- und Querträger, hintere Schubstrebenaufnahmen, Stoßdämpferdome, Bodenblech
2 Zustand Querrohr vorne
3 möglicher Rost an Lampentöpfen
4 möglicher Rost an Radeinbaubleche
5 Kiemen, Zustand der Verchromung
6 möglicher Rost / Spachtel Einstiegblech
7 möglicher Rost Bereich hinter den Steinschlagecken
8 möglicher Rost Ersatzradmulde
9 möglicher Rost an Wagenheberaufnahmen
10 Verriegelungsmechanismus des Hardtops
11 richtiger Motor – überprüfen!
12 richtige Vergaser – überprüfen!